Dass Faber live eine unglaubliche Performance leistet, ist bekannt. Dennoch schafft er es immer wieder, dass man mit überschäumendem Herzen, grossen Augen und tiefer Demut in den Zuschauerreihen steht und sich fragt, wieso dieser Mensch nicht noch intensiver gefeiert wird in unserem Land. Aber erstmal der Reihe nach.
Die Erwartungen waren gross. Der Saal im KKL ebenso. Ausverkauft war es ziemlich schnell, das Konzert von Faber. Da war defintiv Spannung im Raum. Still aber knallend ging es schliesslich los. Der Mann mit der unikaten Stimme begann zu singen - und das Publikum hing an seinen Lippen. So, wie er es eben immer ab Sekunde Eins schafft, die Menschen in seinen Bann zu ziehen. Mit seiner Stimme, mit seinen Worten, mit seiner unfassbar guten Band. So wie wir ihn kennen, den Schalk im Nacken und die Ironie auf den Lippen, erzählte er Anektoden und scherze mit dem Publikum. «Letzte Woche spielte ich noch auf dem Gurten vor tausenden Betrunkenen und heute bin ich im KKL, an meinem ersten bestuhlten Konzert überhaupt», sagte er trocken.
Und das war das Stichwort. Die Menschen im Saal hatten wohl nur darauf gewartet und standen auf. Ab da war die Hölle los im grossen Saal. Irgendwie schafft es Faber, trotz all der Wehmut und Melancholie in seinen Texten, dass einfach getanzt wird. Vielmehr zelebriert. Beim Song «Nie wieder Kokain» nahm der Sänger sein Publikum mit in einen fast schmerzhaften Rausch: Durch Lichteffekte, die alles bisher gesehene übertrafen, fühlten sich die Menschen wie auf einem unangenehmen Drogentrip, der mehr und mehr eskalierte. Am Ende des Songs landete ein einzelner Lichtkegel auf Faber, als er in Ruhe wiederholte: «Nie wieder Kokain». Und die Menschen im Saal atmeten hörbar durch und dachten: «Definitiv nie wieder». Wie eine 4-D-Inszenierung. Grauenvoll und fantastisch zugleich.
Auch wenn getanzt und mitgesungen wurde, gab es doch auch viele Faber-typische ruhige Momente. Einen Song sang die Band als A-Cappella-Version, sanft und besonnen, wie ein gregoreanischer Choral. Meisterhaft und berührend vorgetragen. Im Publikum hätte man eine Stecknadel fallen gehört. Nur, um eine Minute später wieder laut mitzuklatschen und die grossartigen Songs des Künstlers zu zelebrieren. Es war eine Achterbahn der Gefühle, die ausgeklügelter nicht hätte sein können.
Für Fans des Albums «Ich liebe dich», das Faber in der Corona-Zeit mit Sophie Hunger und Dino Brandao veröffentlicht hatte, gab es ebenfalls Grund zur Freude. Dino stand nämlich mit auf der Bühne. Und zu aller Freude wurde der Titelsong des Albums vorgetragen. Sophie fehlte zwar, jedoch tat das dank der grossartigen Sängerin, die den Part übernahm, dem ganzen keinen Abbruch.
Für sein neues Album hatte Faber zum ersten Mal mit seinem Vater, dem bekannten Sänger Pippo Pollina, zusammengearbeitet. Das war hör- und spürbar. Fanden sich doch zahlreiche Italienisch gesungene Songs in der Setlist. Selbst wenn man den Text nicht verstand: Fühlen liessen sie sich. Fabers raue Stimme und seine einzigartige Energie lassen es vermuten, welche Gefühle er ausdrücken wollte.
Das Publikum jedenfalls war geplättet. Nach über zwei Stunden intensivem Konzerterlebnis und minutenlangem Applaus und Zugabe-Rufen verliessen die Besucher:innen den Saal mit einem ehrfürchtigen Raunen. Worte wie «Weltklasse» oder «Unglaublich» waren zu hören. Und wir können nur beipflichten. Danke Faber für dieses Erlebnis. Es war mehr als nur ein Konzert. Viel mehr.