"Im Studio sind wir keine Prinzipien-Menschen" Interview mit Sirens of Lesbos am B-Sides Festival 2024

Es ist der erste Tag des B-Sides Festival 2024, 19 Uhr und endlich scheint die Sonne. Wir treffen uns mit Nabyla und Jasmina Serag, die beiden Schwestern die der Berner Band "Sirens of Lesbos" ihre Stimmen geben. Gesprochen haben wir mit ihnen beiden über ihren 2014-Hit, wie es ist im BBC gespielt zu werden und die politische Komponente der Musik.

Autor:in:
Desirée Oberlin
Hinweise:

Zuerst mal zurück in die Vergangenheit: Im Jahr 2014 hattet ihr euren ersten Hit. "Long Days Hot Nights", dieser ordnet sich nicht unbedingt an den Sound an, den ihr heute macht. Es ist vielmehr ein "Ibiza-Club-Hit". Wie ist dieser Song entstanden?

Jasmina: Wir waren einfach eine Gruppe von Menschen, die sich ein Studio gemietet haben und gemeinsam Musik machten. Wir hatten keinen Bock mehr nur noch für uns und eine kleine Gruppe von Menschen Musik zu produzieren. Wir hatten Lust mal auszuprobieren und etwas zu schreiben, dass nach Rezeptbuch funktionieren muss und es hat geklappt!

Was sind heute so eure Gefühle zum Song?

Nabyla: Wir haben immer noch gute Gefühle. Es war aber auch gut Abstand zunehmen zum Song. Wir waren damals an einem anderen Ort als Band. Der Song war der Anfang dieser Band.

Würdet ihr heute nochmals so einen Hit produzieren?

Jasmina: Im Rahmen eines anderen Projektes definitiv. Ich finde den Approach den Code der Musikindustrie versuchen zu knacken eigentlich noch recht interessant.

Alles musikalische macht ihr als Band selbst, oder?

Nabyla: Es kommt drauf an was mit alles gemeint ist. Die Promo beispielsweise geben wir ab. Wir sind aber eine Band mit eigenem Label, die die Live-Show konzipiert und Musik veröffentlich unter unserem Label.

Jasmina: Wir machen und schreiben die Musik. Manchmal nehmen wir dann aber auch weitere Menschen hinzu. Beispielsweise beim letzten Album hatten wir eine Harfe drauf, dafür haben wir Menschen angefragt und dazu geholt. Im Grundsatz fragen wir immer dann andere Menschen an, wenn uns eine Fertigkeit fehlt, die wir gerne in unsere Musik hätten.

Würdet ihr also beispielsweise auch das Songwriting abgeben?

Nabyla: Auch hier, kommt es darauf an. Solange die Zusammenarbeit nicht verkrampft wird, kann das auch helfen. Im Studio sind wir sind keine Prinzipienmenschen, die sagen "Das" und "Das" geht überhaupt nicht. Es ist immer Situationsabhängig, was wir am Schluss gerne hätten und wie wir das Erhalten.

Jasmina: Dazu kann man auch sagen, bei beiden Alben, die wir bereits veröffentlichten, haben wir immer auch Features, bei denen wir die Menschen ziemlich frei machen lassen, was sie wollen. Solange wir es gut finden und wir auch Lust draufhaben, dass es veröffentlicht wird, wieso nicht! Das macht uns auch ein bisschen aus. Dass wir sehr oft mit Menschen zusammenarbeiten und auch nicht zu viele Vorgaben geben. Meist schicken wir einfach ein Demo und die Menschen können machen, was sie wollen.

Für die Features konntet ihr unter anderem auch US-Rapper für euch gewinnen. Wie kam diese Connection zustande?

Nabyla: Einfachmal angefragt… Wir fanden das wir genau diesen Vibe brauchen für den Song und dann haben wir die Menschen angefragt. Oder wir fanden einfach das dieser Artist für uns aus verschiedenen Gründen interessant sein könnte. Anschliessend war es einfach ein Anfragen und Hoffen. Schlussendlich hat es sehr oft auch nicht funktioniert. Ein paar Mal dann halt eben schon!

Wie habt ihr dann die Produktion hinbekommen?

Nabyla: Also, wenn wir natürlich die Ressourcen hätten vor Ort mit den Künstler:innen zu produzieren, würden wir das machen aber es ist halt auch easy möglich den Menschen einfach ein Demo zuschicken und sie dann selbständig machen zu lassen.

Auf eurem Album "Peace" von 2023 habt ihr einen Edit von "Sweet Harmony". Ihr habt dort aber eigentlich nur den Refrain beim Original belassen. Was war der Hintergedanke dazu?

Jasmina: Wir fanden den Song einfach nice. Vor allem den Refrain. Der Verse war ein bisschen weniger relevant für uns und wir haben den Versen dann mit den Inhalten gefüllt, die für uns mehr Relevanz und Tragweite hat. Aber allgemein gilt bei uns eh, wir arbeiten nicht gross nach Konzept, sondern setzten einfach die Ideen, die wir haben um. Wir gehen meistens bei Songs einfach mal drauf los manchmal auch ein bisschen naiv oder eher sehr intuitiv. Beispielsweise bei "Sweet Harmony" haben wir einfach mal gemacht und haben dann erst am Schluss noch das Clearing gemacht, ob wir den Song jetzt auch wirklich veröffentlichen können oder nicht.

Und eure Songs sind ja durchaus politisch?

Nabyla: Ja, das stimmt. Was ich auch immer wieder nice finde, ist, dass Musik immer in vielen Facetten politisch sein kann. Songs können im Moment etwas für uns Aussagen oder auch mal eine grosse Message haben, die nicht gerade sofort so rüberkommt, sondern auch eher mal versteckt ist. Und ja, bei vielen unserer Songs, die wir machen gibt es den Vibe der dann auch eine politische Message mitträgt.

Denkt ihr, dass politische Musik was bringt?

Jasmina: Ja, auch wenn es nicht für eine Menge von Menschen was bringt, dann bringt es wenigstens uns etwas. Das ist für meine Bedürfnisse genug. Die meisten Menschen projizieren dann immer etwas Eigenes rein und so gibt es den Menschen was zurück. Das genügt ja wirklich schon, wenn es mit den Menschen, die es hören etwas macht.

Nabyla: Ich bin auch mega fest der Überzeugung, wenn es für einem selbst stimmt, kann man etwas kann transportieren. Und wenn es eine Message ist, hinter der wir stehen, dann können wir das auch transportieren und dann kommt das bei den Menschen an.

Ihr habt auch international Erfolg. Ihr werdet vor allem auch in Frankreich und der UK im Radio gespielt. Was macht das mit euch?

Nabyla: Ich muss mir das immer wieder ein bisschen vor die Augen rufen… Wir vergessen es immer ein bisschen. Aber es ist natürlich immer mega schön, wenn man im Ausland ist, und die Menschen kommen zu den Konzerten und singen mit etc. Das sind am ehesten die Momente, in denen ich mich erinnere und denke nice. Also dann, wenn man das direkte Feedback hat. Aber so an einen normalen Dienstag, denke ich zum Beispiel kaum darüber nach so "Aaaah, geil, in Frankreich hört nun jemand gerade Sirens of Lesbos…" Aber es gibt auch viele kleine Momente in denen man das spürt.

Jasmina: Für mich gibt es vor allem auch Perspektive. Man spürt das Potenzial und fühlt sich bestätigt darin, weiterzumachen.

Wie kam es dazu, dass ihr beispielsweise von der BBC gespielt werdet?

Jasmina: Es gab die Zufälle, das Radio Hosts uns gefunden haben und uns gespielt haben, weil sie unsere Musik geil fanden. Im Fall der BBC haben wir mit Menschen zusammengearbeitet, welche die Promo und das Radio Plug-In machen. Das Ganze ist aber ein bisschen eine Lotterie. Es gibt Dinge, die sind ultra geil aber niemand hört es und es bleibt unentdeckt. Es ist ein bisschen eine Mischung aus Glück und Strategie, das man international gespielt wird.

Gibt es für euch so ein Achievement auf das ihr noch in 30 Jahre zurückblickt und denkt geil!?

Beide: Unser letztes Album!

Nabyla: Ich denke wirklich das ich auch in 20 Jahren noch Freude daran haben werden aus verschiedenen Gründen. Zum Beispiel das wir es gemacht haben, wie wir das Album gemacht haben und auch was dabei rausgekommen ist. Auch wenn ich irgendwann mal die Musik nicht mehr nice finden würde, den Vibe rund herum würde ich immer noch super finden.

Was ist euer Lieblingsfestival – als Act?

Nabyla: Das ist jetzt wirklich bisschen cheesy, aber das B-Sides. Ich war schon zwei Mal hier als Künstlerin und auch als Besuchende und es ist, wirklich super. Es ist alles super sorgfältig, von der Organisation bis zum Programm. Man merkt, dass sich mega viele Menschen rein geben und auch der Vibe stimmt halt.

Jamsina: Ich kann da leider nichts dazu sagen, ich war noch nie hier. Aber Pius der Licht-Mensch hat schon gesagt es ist sein Sommer Highlight! Spricht also für sich.

Und wie siehts auf der anderen Seite aus?Was ist das Lieblings Festival als Besuchende?

Nabyla: Same, auch das B-Sides. Ich habe grundsätzlich eh immer eine gute Zeit wenn ich in Luzern bin. Ich habe das Gefühl die Menschen hier haben immer mega Bock aus Ausgang! Ich hatte bis jetzt immer einen guten Abend, wenn ich hier war. Aber auch an die Bad Bonn Kilbi gehe ich mega gern! Bis jetzt habe ich immer Acts entdeckt, die ich nachher gehört habe.

Jasmina: Da kann ich mich anschliessen Bad Bonn Kilbi!

 

Du hast Sirens of Lesbos am B-Sides verpasst?Hier kannst du sie diesen Sommer noch live erleben:

-      Fr, 21. Juni: Stäcketöri Festival 2024, Zäziwil

-      Fr, 26. Juli: Paléo Festival 2024, Nyon

-      Fr, 16. – 18. August: MS Dockville 2024, Hamburg

Weitere Daten findest du auf ihrer Website.

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