Die griechische Designerin Katerina Kamprani hat sich der Sabotage des Alltäglichen verschrieben. Mit ihrem Projekt «The Uncomfortable» entwirft sie Objekte, die auf den ersten Blick vollkommen vertraut erscheinen, sich jedoch bei näherer Betrachtung als absurde, fast schon bösartige Irritationen des Gewohnten entpuppen. Ihre Werke fordern uns heraus, unsere Beziehung zu Alltagsgegenständen neu zu überdenken und den Sinn von Design kritisch zu hinterfragen. Wann wird Design wichtiger als Funktion? Kamprani hält der Gesellschaft mit ihrer ungewöhnlichen Kunstform den Spiegel vor und stellt auf überspitzte Weise dar, wie normal es geworden ist, den Fokus zu verfehlen. Der Konsumfetischismus wird an den Pranger gestellt: Wie oft haben wir uns bereits von scheinbar perfekten Designs blenden lassen, nur um festzustellen, dass sie in der Praxis unbrauchbar sind?
Sinnlosigkeit zelebrieren
Kampranis Kreationen sind in makelloser Ästhetik gehalten, dennoch sind sie nichts anderes als frustrierend. Ein Kochtopf mit Griffen auf derselben Seite, ein Stuhl, der seinen Benutzer abrutschen lässt, ein Regenschirm aus Beton oder eine Gabel, die keine Speisen aufspiessen kann – all diese Objekte vereinen sich in ihrer scheinbaren Nutzlosigkeit und doch verbirgt sich dahinter eine tiefere Reflexion.
Kamprani nutzt für ihr Projekt also Gegenstände, die wir alle aus dem Alltag kennen – und sabotiert deren Funktion gezielt an einer kleinen, aber entscheidenden Stelle. Damit löst sie unterschiedliche Gefühle aus. Im ersten Moment muss man lachen, wenn man sich ihre Bilder anschaut – aber mit der Zeit macht sich regelrechter Frust breit. Ihre Werke irritieren, indem sie Erwartungen brechen und uns mit der Tatsache konfrontieren, wie abhängig wir von so vielen funktionalen Alltagsgegenständen sind.
Vom Architektenjob zur viralen Sensation
Katerina Kamprani, ursprünglich Architektin, begann ihr Projekt «The Uncomfortable» während der griechischen Wirtschaftskrise. Die prekäre Lage und mangelnde berufliche Perspektiven in der Designbranche führten sie dazu, ihre Kreativität auf unkonventionelle Weise auszuleben. Mit ersten Skizzen unbequemer Objekte – darunter eine Toilette, die nur über eine Leiter erreichbar ist – begann sie, ihre Ideen online zu teilen. Schnell verbreiteten sich ihre Entwürfe viral und fanden eine weltweite Fangemeinde. Heute sind ihre fotorealistischen 3D-Renderings in Museen zu sehen und inspirieren zahlreiche Designer:innen und Kunstliebhaber:innen.
Die Ironie hinter der Unmöglichkeit
Die Faszination ihrer Arbeiten liegt nicht nur in ihrer humorvollen Provokation, sondern auch in der Ironie, die sie transportieren. In einer Zeit, in der Design oft als Inbegriff von Funktionalität betrachtet wird, führt Kamprani uns vor Augen, wie tief diese Erwartung in uns verankert ist. Ihre Objekte wirken wie Archetypen – der Kochtopf, die Gabel, der Stuhl –, und doch zeigen sie auf schmerzhafte Weise, wie hilflos wir werden, wenn ein kleiner Aspekt ihrer Funktion gestört wird. Damit sind ihre Werke faszinierend, zugänglich und frustrierend.
Trotz ihres Erfolgs bleibt Kamprani bodenständig und experimentierfreudig. Neben digitalen Renderings arbeitet sie daran, einige ihrer Objekte physisch umzusetzen – ein Prozess, der aufgrund der absichtlichen Unpraktikabilität der Designs eine besondere Herausforderung darstellt. Ihre Kunst erinnert uns daran, dass Design nicht nur schön und funktional sein muss, sondern auch die Kraft besitzt, unsere Sicht auf die Welt zu verändern.
Katerina Kamprani beweist mit «The Uncomfortable», dass Irritation eine der wirkungsvollsten Formen der Inspiration sein kann. Ihre Werke sind eine Einladung, Alltägliches mit neuen Augen zu betrachten – und vielleicht auch ein wenig darüber zu lachen.