Debütalbum von Hot Wax: «Aufgenommen mit Schweiss, Chaos und Gratisdrinks»

Hot Wax ist ein junger, heller Stern am britischen Grunge-Rock-Himmel. Tallulah, Frontperson der Band, erzählt im Gespräch mit frachtwerk, was es ausmacht, eine Party im Aufnahmestudio zu veranstalten und wie sehr Liebe und Hass zusammengehören. Und sie gibt einen Vorgeschmack auf ihr Debütalbum, das am 7. März erscheinen wird und das ihr hier sogar gewinnen könnt.

Autor:in:
Jan Rucki
Titelbild:
Louise Mason
Hinweise:

Nur noch wenige Tage vergehen, bis die Brit:innen Tallulah Sim-Savage, Lola Sam und Alfie Sayers des Teenage-Trios «Hot Wax» ihr neues und erstes Album-Baby «Hot Shock» veröffentlichen. Am 7. März darf ein energetischer, bunter Ritt durch die Prärie des Grunge- und Punk-Rocks erwartet werden. 

Im Interview mit frachtwerk erklärt Tallulah Sim-Savage, warum die Band sich dazu entschieden hat, eine Party während der Aufnahmen im Studio zu veranstalten, wie Gefühle auf Vinyl gelangen und warum ausschliesslich weibliche Personen an ihrem Album mitgearbeitet haben. Und die Band schenkt uns zwei der brandneuen Scheiben auf Vinyl, die wir hier am Ende des Artikels verlosen! 

frachtwerk: Tallulah, euer Debütalbum «Hot Shock» wird am 7. März veröffentlicht. Was bedeutet dieser Meilenstein für euch persönlich? 

Tallulah Sim-Savage: Lola und ich haben immer darüber gesprochen, dass wir eines Tages ein gemeinsames Album machen würden, und es fühlte sich wie eine weit entfernte Sache an. Ich habe mich so gefreut, als wir endlich damit begonnen haben. Das Debütalbum löst in uns eine Aufregung und eine neugierige Naivität aus, die meiner Meinung nach so wichtig für ein erstes Album sind. Die Produktion unseres Albums markiert für mich einen Moment voller guter Zeiten. Mehr kann ich mir nicht wünschen. 

frachtwerk: Ihr beschreibt das Album als eine «Explosion der Farben». Was meint ihr damit? 

Tallulah: Catherine Marks, unsere Produzentin, ist sehr visuell im Umgang mit Klängen und beschrieb diese im Prozess immer wieder als tiefe, leuchtende Farben. Im Vergleich zu unseren früheren EPs ist unser neues Album etwas reduzierter. Wir haben den Fokus auf weniger verschiedene Parts, dafür auf umso stärker intonierte gelegt. So klingt das Album wie unser Trio, das wir sind. Ich denke, dass dadurch die verschiedenen Teile viel mehr atmen können und lebendig werden, was es zu einer farbenfrohen Platte macht. 

frachtwerk: Ihr habt einige Songs live vor einem Publikum im Studio aufgenommen. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? 

Tallulah: Im Juli 2023 hatten wir eine Show im Third Man Blue Basement in London, das ist ein winziger Raum mit 60 Plätzen oder so. Es war kochend heiss. Dort hat uns Catherine zum ersten Mal gesehen, sie stand ganz hinten und hatte kaum Sicht auf die Bühne. Danach unterhielten wir uns draussen mit ihr und sie sagte, sie wolle mit uns eine Platte machen, die genauso klingt wie diese Show. Sie liebte den rohen, schweisstreibenden Sound und sie erzählte uns von dieser Idee, diese Atmosphäre im Studio während der Aufnahmewoche nachzustellen.  

Es war das erste Mal, dass ich mit einer Produzentin sprach und von ihren Ideen so begeistert war und wirklich das Gefühl hatte, dass sie verstanden hatte, was wir wollten. Und ein Jahr später haben wir es geschafft: im Raum eins der RAK Studios haben wir das allererste Konzert veranstaltet, hatten eine Bar mit Gratisdrinks und luden alle unsere Freund:innen ein. Es war ein verrücktes Experiment und für viel Durcheinander gesorgt (lacht).  

frachtwerk: Aber es scheint geklappt zu haben. Wie hat sich dieses Experiment auf den Sound eurer Platte ausgewirkt? 

Tallulah: Das Konzert war wirklich ein Experiment, aber es hat uns darin bestärkt, dass wir die meisten Songs live in einem Raum zusammen aufnehmen, um sie dann mit Overdubs zu überspielen. Lola und Alfie nicht in separaten Räumen zu haben, sondern gemeinsam in einem Raum, hat so viel an Energie erzeugt. Sie sind so sehr aufeinander eingespielt und haben sich gegenseitig auf ihre individuelle Art und Weise angespornt! (lacht) 

«Man konnte das Adrenalin buchstäblich riechen»

frachtwerk: Kannst du uns ein bisschen mehr darüber erzählen, wie diese Live-Aufnahmen abgelaufen sind? 

Tallulah: Man konnte das Adrenalin in unserem Live-Raum buchstäblich riechen und ich glaube, dass wir dadurch die Songs am Ende zu schnell gespielt haben. Es war das erste Mal, dass wir unser komplettes Album vor jemand anderem als Catherine und Steph Marziano gespielt haben, geschweige denn vor all den Leuten, die uns am nächsten stehen. Zudem haben wir die ganze Session gefilmt, wovon man einige Ausschnitte nun auf unserem YouTube-Kanal sehen kann. Es war mega spannend und die Songs auf der Platte unterscheiden sich nun leicht von unserer eigentlichen, geschriebenen Version. 

frachtwerk: Ihr habt bei der Produktion mit einem Team, das ausschliesslich aus weiblichen Personen besteht, gearbeitet. Warum habt ihr euch dafür entschieden? 

Tallulah: Wir haben uns nie bewusst dafür entschieden. Die ersten Songs, die wir für das Album aufgenommen haben, waren in Joshua Tree mit Stella Mozgawa von Warpaint. Wir waren letzten März dort und es war magisch. Da haben wir «Pharmacy» und «Lights On» aufgenommen, die beiden sanfteren akustischen Stücke auf dem Album. Unser Plan war es eigentlich, nur mit Steph zu arbeiten für die restlichen Arbeiten am Album, bis wir ein paar Monate später die Idee hatten, dass wir auch Catherine ins Boot holen sollten.  

Am Ende stand ein komplettes Frauenteam im Studio, auch die Technikerinnen waren weiblich. Das war ein sehr gutes und inspirierendes Gefühl, denn sie sind einfach fantastische Technikerinnen. Sie haben nicht nur unseren Sound verstanden und uns viel Freiheit und Mitspracherecht gelassen, sie sind uns auch sehr nahe gekommen und haben sich mit der emotionalen Seite der Songs und mit uns als Menschen auseinandergesetzt, was dem Album eine zusätzliche Ebene verliehen hat. 

frachtwerk: Inwiefern unterscheidet sich diese Zusammenarbeit von euren bisherigen Erfahrungen? 

Tallulah: Es fühlte sich einfach so richtig an. Ich erinnere mich, dass der erste Song, den wir aufgenommen haben, «Chip My Teeth For You» war, und ich konnte mich gar nicht satt hören an den Sounds und dem Vibe. Wir waren wie in einem Film. Und die Idee, mit zwei Produzentinnen zu arbeiten, hat wirklich gut funktioniert, denn sie hatten manchmal ziemlich gegensätzliche Ideen, was die Dinge in Frage stellte – auf eine gute Art und Weise. Auf unserem Album findet sich nun das Beste aus beiden Welten.  

Der einzigartige Sound ist energiegeladen und thematisiert tiefste Gefühle. (Bild: z.V.g.)

frachtwerk: Euer Sound ist energiegeladen und verspielt. Dennoch behandelt er auch schwerere Themen mit manchmal selbstzerstörerischen Tendenzen. Wie gehst du mit schweren Themen in deiner Musik um und warum ist das für dich wichtig? 

Tallulah: Textlich habe ich mich selbst dazu gedrängt, beim Schreiben für dieses Album brutal ehrlich zu sein. Ich habe die unbequemen Emotionen und Erfahrungen, die ich durchgemacht habe, erforscht und eine Weile in ihnen gebadet, damit ich sie kreativ nutzen konnte. Ich habe sie schier wie eine Therapie eingesetzt. (schmunzelt) Anstatt meine Gefühle zu verdrängen, die ich vielleicht nicht wahrhaben will, habe ich mich direkt in sie hineingestürzt.  

Ich denke, das hat der Platte eine Portion Intensität und Wut hinzugefügt, die aber auf einer tröstlichen Decke des letzten Tracks «Pharmacy» endet. Ich wollte, dass die Platte das Gefühl von «Yolo» verkörpert. Also nicht über alles nachzudenken sondern das Leben in vollen Zügen zu leben –  und dabei die eigenen Gefühle so intensiv wie möglich zu fühlen. 

Emotionen aus allen Himmelsrichtungen

frachtwerk: In euren Texten geht es um Themen wie Angst, Identität und aufdringliche Gedanken. Wie entsteht so ein Track – und wie findet ihr mit diesen tiefgründigen, aber doch sehr individuellen Inhalten zusammen? 

Tallulah: Ich schreibe diese Texte durch meine eigenen emotionalen Erfahrungen und Gedanken, die ich über das Leben habe. Sie sind oft sehr gut visualisierbar und emotional. 

frachtwerk: «One More Reason» beschreibt das fast schmerzhafte Gefühl von intensiver Leidenschaft. Habt ihr eure Bandfreundschaft in diesem Song verewigt? 

Tallulah: Ja! Der Song handelt vom schmalen Grat zwischen Liebe und Hass. Auch das dazugehörige Video zeigt einen Laufsteg, auf dem die Models entlang dieser feinen Linie laufen. Es ist ein schönes, aber auch ein ärgerliches Gefühl, wenn man etwas so sehr liebt, dass man es hasst, und so fühle ich mich Lola gegenüber oft, und sie sich auch mir gegenüber! 

frachtwerk: Was erhofft ihr euch von eurem Publikum nach der Veröffentlichung des Albums? 

Tallulah: Ich hoffe, dass das Publikum die berauschenden, freien, intensiven Gefühle ebenso spüren kann, die wir beim Schreiben und Aufnehmen dieses Albums empfunden haben, und auch die Rohheit und die Unvollkommenheit, die es in sich trägt, wie auch die rauen Texte. Ich hoffe, dass die Menschen Lust bekommen, sich das Album live anzuhören und das Gefühl von «Hot Shock» mit uns gemeinsam zu erleben. 

frachtwerk: Gibt es einen bestimmten Moment, auf den ihr euch bei der Veröffentlichung eures neuen Albums freut? 

Tallulah: Wir können es kaum erwarten, dass das Album rauskommt und wir die Songs live spielen können und die Leute sie richtig kennenlernen können. Ich bin so aufgeregt, zu hören, was die Leute denken, und währenddessen unsere erste richtige Headline-Tour zu spielen! 

frachtwerk: Können wir euch in naher Zukunft irgendwo in unserer Nähe live sehen? Man sagt ja, dass eure Shows ein tolles Live-Erlebnis sein sollen. 

Tallulah: Ich hoffe es! Wir haben letztes Jahr auf dem PALP Festival gespielt und es war das Highlight aller Festivals für uns – einfach fantastisch. Etwas vergleichbar Tolles habe ich bis anhin noch nie erlebt. 

frachtwerk: Ich danke für deine Zeit und wünsche einen erfüllenden Release! 

Tallulah: Danke, ebenso. 

 

Das Interview führte Jan Rucki. 

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Verlosung

Infobox

Das Album «Hot Shock» von Hot Wax erscheint am 7. März via Marathon Artists auf allen gängigen Plattformen und auf Vinyl.