Vom Publikum ins Backstage: Vanessa Galindo über ihren Job beim Openair Frauenfeld

Mittlerweile ist es schon ein paar Jahre her, seit Vanessa selbst ihren Container auf den Campingplatz des Openair Frauenfeld geschleppt hat. Nun verbringt sie die Nächte während des Festivals im Hotel, die Tage im Backstage. Ihre Perspektive hat sich gewandelt – aus der Besucherin wurde eine unverzichtbare Mitarbeiterin des grössten Hip-Hop-Festivals Europas.

Autor:in:
Linda Lustenberger
Hinweise:

Es ist die Woche nach dem Openair Frauenfeld 2024. Vanessa Galindo sitzt an ihrem Esstisch und sortiert Content des vergangenen Festivals. Sie lebt seit vier Jahren in Zürich, hat einen Bachelor in Kommunikation und Medienwissenschaften in der Tasche. 2020 begann sie ein Praktikum in der Kommunikationsabteilung der First Event AG – der Veranstalterin des Openair Frauenfeld und Big Air Chur. Aufgrund der Pandemie folgten Kurzarbeit, Festivalabsage, Entlassung. Als 2022 das Festival zum ersten Mal wieder stattfinden kann, kehrt sie zuerst als Aushilfe, dann als festes Mitglied des Teams zurück.

Seither arbeitet die 25-Jährige als Projektmanagerin bei der First Event AG und ist am Openair Frauenfeld für diverse Bereiche zuständig: Sie koordiniert das Content-Team, das für die Erstellung von Foto- und Videoaufnahmen während des Festivals zuständig ist, und leitet das Awareness-Team, das sich um die psychologische Unterstützung der Besucher:innen kümmert. Zudem ist sie für die Barrierefreiheit am Festival und das DJ-Management zuständig.

«Die Phase vor dem Festival ist sehr stressig»

Vanessas Arbeit beginnt bereits im Vorjahr, doch der Workload spitzt sich immer mehr zu. «Die Phase vor dem Festival ist sehr stressig.» In der Festivalwoche selbst ist sie bereits ab Montag vor Ort, um die letzten Vorbereitungen zu treffen und das Team zu briefen. «Am Mittwoch geht es dann richtig los, und wir sind ab frühmorgens im Einsatz», erzählt sie. Ihr Arbeitsplatz ist ein Container im Backstage-Bereich, wo sie E-Mails bearbeitet, Fragen beantwortet, die Foto- und Videograf:innen koordiniert und immer auf Abruf ist.

Ein besonderes Anliegen ist Vanessa das Awareness-Konzept, das sie massgeblich mitentwickelt hat. «Ich war selbst bereits mit 16 als Besucherin am Frauenfeld. Gerade weil wir eine junge Zielgruppe haben, finde ich es wichtig, dass es eine Auffangstruktur gibt, bei der sich die jungen Leute aufgehoben fühlen», betont sie. Das Awareness-Team besteht aus psychologisch ausgebildetem Personal und bietet einen sicheren Raum für alle, die Unterstützung benötigen. «Gerade bei einem so grossen Event wie dem Openair Frauenfeld, mit über 45'000 Besucher:innen täglich, kann immer etwas passieren», erklärt sie. Die Zusammenarbeit mit der Sanität ist eng, um sowohl physische als auch psychische Anliegen bestmöglich zu betreuen. 

«Es ist kein 9-to-5-Job»

Es gibt viele Aspekte, die Vanessa an ihrer Arbeit liebt. Sie schätzt die Flexibilität, die Kreativität und die aufregenden Höhepunkte, die ihr Job mit sich bringt. «Es ist kein normaler 9-to-5-Job. Es gibt Phasen mit intensiver Arbeit und dann wieder ruhigere Zeiten, in denen man sich erholen kann», sagt sie. Die Zusammenarbeit mit einem leidenschaftlichen und mittlerweile sehr eingespielten Team schätzt sie besonders.

Vanessa beschreibt ihren Festivalalltag als hektisch und anspruchsvoll. Sie ist ständig in Bewegung, sei es beim Austausch mit den Artist-Relations oder beim Lösen unerwarteter Probleme. «Man ist überall und nirgends», sagt sie lachend. Trotz des intensiven Arbeitsaufwands findet sie Momente, in denen sie die Atmosphäre des Festivals geniessen kann. «Wenn ich mal Zeit habe, was meistens später am Abend der Fall ist, dann gehe ich super gerne Konzerte schauen. Ich habe auch meine Favoriten, die ich unbedingt sehen möchte.»

Die Busy Bee Vanessa Galindo im Einsatz am Openair Frauenfeld. (Bild: Linda Lustenberger)

«Wenn ich im Backstage an irgendeinem Artist vorbeigehe, ist es nicht so crazy, wie man es sich vielleicht vorstellt»

Ihre eigene Festivalerfahrung hat sich durch ihre Arbeit verändert. «Als Besucherin war das Openair Frauenfeld für mich immer magisch. Jetzt sehe ich, was alles dahintersteckt. Wenn ich im Backstage an einem Artist vorbeigehe, ist es doch nicht so crazy, wie man es sich vielleicht vorstellt», erzählt sie. Die vielen Details und Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, haben ihr Verständnis für die Abläufe erweitert. Dieses würde sie sich manchmal auch von den Festivalbesucher:innen wünschen: «Gerade in Bezug auf das Booking gibt es sehr viele Faktoren, die wir beachten müssen. Es wäre nice, wenn die Leute wüssten, warum wir Travis Scott nicht jedes Jahr buchen können.»

Die Planung für das Frauenfeld 2025 steht bereits in den Startlöchern. Doch zuerst muss sich das Team noch um die ganzen Nachbearbeitungen und Debriefings kümmern. Und: Nach einer kurzen Ferienpause steht schon die nächste Grossveranstaltung an. Ende Oktober findet das Big Air Chur statt und Vanessa wird auch da wieder mit Leidenschaft und Engagement ihrem Job nachgehen.

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