Also kritisieren wir mal fröhlich drauf los. Uns erreichten wieder diverse Bücher. Ob die unerwünscht bei uns eintrafen oder geplant – die Frage werfen wir für euch in den Raum.
Nummer 1:
Truman Capote – 1924 (aus dem wilden Süden) und der Jazzmetropole New Orleans. Als Achtjähriger veröffentlichte er schon eigene Stories und mit 23 war es dann so weit: Sein erster Roman wurde veröffentlicht. Schon immer ging er mit seiner Homosexualität offen um und machte selbst in den biederen 1950ern keinen Hehl daraus, dass er auf Männer steht. Wohl mag das auch mit der Stadt, aus der er kommt, zu tun haben, die stets offen und open-minded jeden sein liess und auch lässt, wie er eben ist. Big Easy – wie sie genannt wird. Schon damals die grosse Freiheit, vor allem für die überwiegend schwarze Bevölkerung, für die es damals schon vor Ort einfacher war als woanders, trotz der Lokalisierung im Südstaat Louisiana.
TRUBOY war definitiv erwünscht, und mehr zum Autor und einem weiteren Werk, dann in der Dezember Ausgabe. Da widmen wir uns dann den grossen Geburtstagskindern (Kant, Spittler, Kafka und co.)
Nummer 2:
Unerwünschtes beschreibt auch der Luzerner Autor Rolf Dobelli in seiner «Not to do Liste». Wie immer blitzgescheit und humorvoll. Dazu die bekannten Illustrationen von El Bocho, die man schon von den Vorgängern kennt. Ein Sachbuch, dessen Erwerb sich lohnt.
Nummer 3:
José Maria Eça de Queirós mit «Die Maias». Quasi «Die Buddenbrooks» auf Portugiesisch. Neu und ganz grossartig übersetzt von Marianne Gareis. Pflichtlektüre an den Schulen Portugals, deren Inhalt an Aktualität nichts einbüsst. Sogar mit kleinen Gedichten wie diesem:
Martyrium des Herzens!
Schrecknis des Gewissens!
Weil alles menschliche Wissen
Nicht lindert die Qual und Schmerzen,
Weil immer mehr Zeit vergeht
Und uns kein Licht aufgeht,
Und auf der einen Seite der Hunger steht
Und auf der andern die Verdauungsschmerzen!
Wundervoll. Wir hatten grosse Freude am fast 1000-seitigen Werk, das mehr als erwünscht war.
Nummer 4:
Yuval Noah Harari ist mit Nexus wieder ein grosser Hit gelungen. Auch wenn wir es zum Redaktionsschluss «erst» auf Seite 366 geschafft haben, so sind seine Theorien und Recherchen wieder einmalig und regen mehr als zum Nachdenken an. Unerwünscht sieht der 1976 in Israel geborene Intellektuelle den Umgang mit KI und warnt vor falschem Gebrauch. Definitiv ein Must-Read im Jahr 2024.
Nummer 5:
Zum ersten Mal in Deutscher Sprache ist der Krimi «Himmel und Erde» vom preisgekrönten Autoren James McBride nun erhältlich. 2023 feierte das Werk diverse Erfolge. McBride nimmt uns mit in die 1970er Jahre des Bundesstaats Pennsylvania. Doch Spuren eines Skeletts führen uns dann noch tiefer in die 1920-30er Jahre. Die Reise, die am sogenannten Chicken Hill entsteht, solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Definitiv nicht unerwünscht.
Nummer 6:
Benedict Wells beehrt uns mit «Die Geschichten in uns» auf eine sehr persönliche Art und Weise. Er nimmt uns mit in seine Gedankenwelt und Schreibwerkstatt. Grossartig! Das Gegenteil von unerwünscht.
Nummer 7:
Haruki Murakami`s «Honigkuchen» mit Illustrationen von Kat Menschik. Herzig, wunderschön zum Verschenken. Leider nach 60 Minuten ausgelesen. Hier hätten wir uns mehr gewünscht.
Nummer 8:
Unerwünscht erscheint uns oftmals die eigene Vergangenheit, mit all ihren Fehlern und falschen Entscheidungen. «Mit der eigenen Vergangenheit leben», so lautet das neue Buch von Charles Pépin. Eine Philosophie für den Aufbrauch. Faktisch den Zeitgeist getroffen. Merci, Monsieur Philosophe!
Nummer 9:
Auch wenn wir extra nach dem physischen Werk von Tommy Orange nachgefragt haben, so ist der Funke bei «Verlorene Sterne» nicht übergesprungen. Unerwünscht!
Nummer 10:
Zu guter Letzt dann noch was aus dem Film- und Sachbuch-Bereich. Wunschlos glücklich waren wir mit Amanda und Wally Kovals liebevollem «ACCIDENTALLY WES ANDERSON». Einem Goldschatz der tatsächlichen und wahrscheinlichen Reiseziele des Kultregisseurs aus Houston anbietet. Man bekommt sofort Reiselust und darf sich an den putzig-skurrilen Schauplätzen satt sehen. Bon Voyage.
Wir hoffen, dass die Kurzkritik nicht als unerwünscht, sondern auf Inspiration und Leselust bei euch stösst. Bleibt noch etwas am Lesen.