Paul studiert an der Musikhochschule Luzern Jazz und läuft mit seinem riesigen Kontrabass ins Café Tacub, wo wir uns für ein Gespräch treffen. Nebst Fräulein Luise ist er in vielen anderen musikalischen Projekten tätig.
Wie konntet ihr beim Ergattern von Support Slots von Vitamin B profitieren?
Bei uns ist vieles über Vitamin B gelaufen. Bei Steiner & Madleina war es so, dass meine Bandmitglieder Ali und Paula eines Tages die zwei Musikerinnen Nora und Madleina von Steiner & Madleina im Zähringer in Zürich gesehen haben. Daraufhin haben sie die beiden angesprochen, sich vorgestellt und gefragt, ob es eine Möglichkeit gäbe, sie zu supporten. Dann haben sie ihnen unsere Musik gezeigt. Sie haben sich kurze Zeit später bei uns gemeldet und gesagt, in der Schüür in Luzern gäbe es noch einen freien Platz. Die Show in Luzern hat ihnen gefallen und so kam es, dass wir mit ihnen auf Tournee konnten!
Und bei Von Wegen Lisbeth?
Dieser erste Erfolg hat uns weitere Türen geöffnet! Steiner & Madleina haben im letzten Frühling ihr Album veröffentlicht und eine Release-Party im El Lokal in Zürich veranstaltet. Da waren viele Leute eingeladen, die mit ihnen und ihrer Musik zu tun hatten. Unter anderem drei Mitglieder der deutschen Band Von Wegen Lisbeth. Sie waren im Jahr zuvor zusammen auf Tournee. Wir sind dann auf sie zugegangen und haben ihnen gesagt, dass wir gesehen haben, dass sie in Zürich spielen. Auch ihnen haben wir unsere Musik gezeigt und gesagt, dass wir sie gerne an diesem Konzert supporten würden. Ausserdem hatten wir zehn Minuten nach unserem Gespräch einen kurzen Auftritt im Rahmen der Party. Sie waren dort - und waren überzeugt. Wir durften sie in Zürich und Basel supporten.
‘’Es ist eigentlich fast nie etwas übers Management gelaufen, sondern immer recht persönlich. ’’
Ihr habt also in der Regel zuerst die Initiative ergriffen.
Total, wir sind immer auf die Leute zugegangen. Sonst hätte das nie funktioniert.
Habt ihr in der Schweiz auch noch andere Bands supportet?
Wir haben mal die österreichische Indie-Band Wanda in Bern begleitet. Das ging, weil wir ihrem Management geschrieben haben. Und als ihnen da der der Opener abgesprungen ist, haben sie uns angerufen und gefragt, ob wir einspringen können.
In einem Monat supporten wir Ok Danke Tschüss, eine deutsche Indie-Band aus Mannheim. Unser Booker hat sie über Instagram angeschrieben und so den Slot bekommen.
Wie viel Erfolg meinst du, ist ohne Vitamin B möglich?
Ich habe das Gefühl, es wird unterschätzt, wie viel eigentlich durch Eigeninitiative möglich ist. Man sollte einfach auf die Menschen zugehen oder sie anschreiben. Wir hatten zu Beginn Respekt davor, da wir teilweise unsere Idole angesprochen haben. Aber es sind auch nur Menschen. Wenn man sie anspricht, haben sie meist Freude und auch Interesse an dem, was wir machen.
Da spielt es aber sicher auch eine Rolle, dass ihr euch schon ein rechtes Profil aufgebaut habt.
Ja sicher auch. Aber das war auch nicht von Anfang an so.
Habt ihr bereits neue Zusammenarbeiten geplant?
Aktuell produzieren wir unser neues Album. Als wir Produzent:innen gesucht haben, haben wir einfach unsere Liebligsproduzenten:innen angeschrieben. Das geht auch über private Wege, zum Beispiel über Instagram. Sie haben uns geantwortet.
Welche Produzent:innen habt ihr angeschrieben?
Wir haben viele Deutsche Produzenten angeschrieben, aber auch denjenigen von Coldplay (lacht).
‘’Ich denke man kann viel häufiger auf Leute zugehen als man denkt! Man kann ja nur eine Absage erhalten.’’
Habt ihr eine Antwort bekommen?
Er hört sich momentan unsere Demos an. Aber er ist zu teuer. Wir könnten mit unserem Budget höchstens sechs Songs mit ihm aufnehmen. Aber es wäre im Prinzip möglich.
Habt Ihr Euch inzwischen entschieden, wer das neue Album produzieren soll?
Wahrscheinlich wird es ein Deutscher Produzent werden, weil wir deutsche Texte schreiben. Auch logistisch ist es einfacher.
Seht ihr eine Problematik bei Vitamin B im Musikbusiness - gerade bei der Auswahl von Support Acts?
Das ist eine schwierige Frage. Ich habe das Gefühl, dass es gerade in der Schweiz viele Optionen gibt, sich auch ohne Vitamin B ein Profil zu erschaffen. Nehmen wir zum Beispiel all die Nachwuchswettbewerbe, die eine gute Plattform bieten. Die Gewinner:innen des BandXOst beispielsweise - sie können im darauffolgenden Sommer zehn Konzerte spielen.
Wir kannten anfangs nicht viele Leute in der Musikszene, konnten aber durch Eigeninitiative viel erreichen und Kontakte knüpfen. Deshalb sehe ich da nicht wirklich eine Problematik.
‘’Es schadet nie, wenn man Leute kennt.’’
Wo wärt ihr jetzt als Band, hättet ihr Steiner und Madleina nicht kennengelernt?
Ich glaube, wir wären an einem ähnlichen Ort wie jetzt, hätten aber weniger coole Konzerte gespielt. Es ist ja nicht so, dass wir nur wegen diesen Support-Möglichkeiten so viel erreicht hätten. Es hat uns einen Push gegeben! Aber die grösste Arbeit leisten immer noch wir.
Wir hatten natürlich immer Glück. Es hat sich vieles reibungslos ergeben. Das eine führte zum anderen. Deshalb sind wir in einer privilegierten Lage und es fühlt sich dadurch für mich sicher einfacher an, das zu behaupten.
Es geht also voran!
Total. Die Offenheit und das Interesse der Menschen, denen wir unsere Musik gezeigt haben, hat uns motiviert, ein offenes Mindset zu bewahren, Möglichkeiten zu sehen und zu nutzen.
Zur Website von Fräulein Luise: https://fraeulein-luise.ch/